Alltagsstress und Vergesslichkeit

Das Leben und unser Alltag sind heute stressiger als je zuvor. Diese Schnelllebigkeit begleitet die meisten von uns. Woche für Woche neue Herausforderungen, die uns Zeit verändert wahrnehmen lassen. Ich war vor nicht einmal drei Wochen in New York, danach bei meinen Eltern, dann hatte ich Besuch aus Hamburg und nun bin ich in London. Dazwischen wahnsinnig viel Arbeit und kein fester Alltagsrhythmus. Es gab keinen festen Zeitpunkt, an dem ich meinen Tag oder Abend beschließen konnte und wollte. Manchmal war es nach eins, manchmal sogar nach drei Uhr in der Nacht. Rückblickend fühlt es sich so an, als wären bereits zwei Monate und nicht erst drei Wochen vergangen. Ein surrealer Zustand, der mich zum Nachdenken anregt.
Everybody knows what stress is and nobody knows what it is
Diese Unbeständigkeit und wachsende Stressoren im Arbeitsalltag fordern ihren Tribut. Das ist uns leider nicht immer bewusst. Wichtig werden und sind vor allem die Dinge, deren Deadline uns im Nacken sitzt. Wir verändern zwangsläufig unseren Fokus. Das verursacht in meinem persönlichen Fall noch mehr Stress, da andere Aufgaben zwangsläufig vernachlässigt werden. Ich kann nicht allem gleichzeitig gerecht werden. Zusätzlich nehme ich mir weniger Zeit für die Dinge, die Stress eigentlich entgegenwirken könnten. Freunde treffen, ein gutes Buch lesen – Momente, die ohne „muss“ und „soll“ auskommen. Ein kleiner Teufelskreis, der nicht einfach zu durchbrechen ist. Wir alle managen unseren Alltag irgendwie und trotzdem hängen wir heute gefühlt häufig in der Luft. Und wir beginnen, zu vergessen.
Compare me to Dory because I’m really forgetful
Mich frustriert manchmal wie sich der Alltagsstress auf mein Erinnerungsvermögen auswirkt. Unter Stress ist mein – ohnehin mäßig gutes – Kurzzeitgedächtnis ein wenig unter Beschuss. Eigentlich nicht ungewöhnlich, denn Studien zeigen, dass Stress die Gedächtnisleistung vermindern kann. Cortisol stört sowohl den Prozess der Enkodierung, als auch Konsolidierung. Wir können unser Gedächtnis nicht wie gewohnt abrufen, da wir schlechter oder fehlerhaft speichern und Informationen lückenhaft ins Langzeitgedächtnis überführen. Es gibt wahnsinnig viel Literatur zu diesem interessanten Thema.
Ich muss gestehen, dass ich meist jedem zerstreuten Professor Konkurrenz mache. Ich muss mich von Siri an sieben Dinge gleichzeitig erinnern lassen, brauche Freunde mit WhatsApp-Remindern und einen regelmäßig aufblinkenden, mit dem Smartphone synchronisierten Google Calendar. Und trotzdem vergesse ich den Abgabetermin, einen Anruf oder ganz simpel, Waschmittel nachzukaufen. An Ereignisse aus der vergangenen Woche erinnere ich mich nur fehlerhaft und muss mir dreimal überlegen, ob ich die letzte Rechnung eigentlich schon überwiesen habe? Diese Leere und das Erschrecken über ein versäumtes Ereignis kennen sicher die meisten von euch. Meine Spezialität? Geburtstage vergessen. Erst vor wenigen Wochen hätte ich beinah den Geburtstag meiner Mutter verpasst, da mein Kopf mit anderen Dingen beschäftigt war.
Wie kann man nun Abhilfe schaffen? Erneut versuchen, Routine in den Alltag zu integrieren? 2Do-Listen führen? Ein Tagebuch schreiben, um zu entschleunigen? Ich muss gestehen, dass ich noch immer auf der Suche nach einer guten Lösung bin. Egal wie vorbildlich mein Zeitmanagement ist, Alltagsstress und Vergesslichkeit sind phasenweise zu meinem Begleiter geworden. Und ich bin damit nicht allein, wie ich heute in einem Web Panel von Bayer unterrichtet wurde. Mehr dazu allerdings demnächst! Wie ergeht es euch? Wer kämpft mit Alltagsstress und Zerstreutheit?
* In freundlicher Zusammenarbeit mit Jenapharm.
Hallo Mia,
ich kenne all die Faktoren, die Du beschrieben hast. Mir ergeht es ähnlich. Ich arbeite auch daran meine Vergesslichkeit in den Griff zu kriegen. Ich bin allerdings zu dem Entschluss gekommen, dass es nicht funktionieren wird, wenn man genauso weitermacht wie bisher. Was mir geholfen hat, ist einmal zu überblicken was man eigentlich den ganzen Tag macht und was davon hat wirklich hohe Priorität. Deshalb habe ich mich entschlossen einige Dinge sein zu lassen und nicht alles schaffen zu wollen. Auch wenn ich mal vergesse Spülmittel zu kaufen, dann denke ich mir „Ja und?“. Das ist menschlich. Das ist für mich eine Art Perfektionismus alles schaffen zu können. Das geht von Natur aus nicht. Geschweige denn davon, dass wir in einer Zeit der Reizüberflutung leben. Da hat unser Gehirn eine Menge zu verarbeiten. Ein weiterer Schritt war für mich zum Beispiel die sozialen Netzwerke zu reduzieren. Das hat auch viel geholfen. Auch im privaten Kreis antworte ich auf die wirklich wichtigen Dinge. Man kann nicht ununterbrochen erreichbar sein, allen Antworten und dabei auch noch zig andere Dinge schaffen. Überlege doch mal: Früher waren die Menschen bei der Arbeit nur in dringenden Fällen erreichbar. Heutzutage antworten wir auf jeden Mist. Deshalb mein Appell: Priorität ist das Gebot. Und wenn man dennoch mal was vergisst, dann sollte man das auch verzeihen können. Schließlich sind wir Menschen und keine funktionierenden Maschinen.
LG
Mahdiya Tatjana
Ich glaube ja tatsächlich, dass genau das Smartphone und Co., die den Menschen ein Stück weit die Übung des Merkens und Planens nehmen, das Phänomen auslösen…. und habe deshalb tatsächlich Angst, mir eins zuzulegen… :)
Meinst du wirklich? Weil man seinen Fokus unterbricht, um auf das Smartphone zu sehen? Hm…
Nee, ich merke es zB jetzt, da ich wegen Elternzeit „nicht arbeite“ (natürlich tut der Schlafmangel sein Übriges..), ich kann mir viel weniger merken…. bin ich im Job habe ich ne unsichtbare To do-Liste im Kopf, eigentlich zwei, eine privat, eine beruflich und mir entgeht selten was, behaupte ich. Gebe ich das an ein Handy ab, so fürchte ich, geht das „Training des täglichen Merkens“ hops und ich kriegs selbstständig nicht mehr auf die Reihe…. wäre zumindest meine Angst. Aber Druck, schlechter Schlaf, Zukunftsängste machen garantiert auch vergesslich, das denk ich auch schon.
Mag aber auch sein, dass meine persönliche Abneigung gegen Smartphones da mit rein spielt (Abgelenktheit der Anderen)