Victim Blaming + Sexual Empowerment

In jüngster Zeit kam vermehrt ein Thema zur Sprache, das mich sauer aufstoßen lässt. Ich werde wütend, weil ich mich fühle, als würde man die hart erkämpfte sexuelle Emanzipation mit einer mittelalterlichen Weltanschauung verwechseln. Wenn man als Frau gegen den eigenen Willen angemacht oder angefasst wird, trägt man selbst die Schuld. Victim Blaming nennt sich das Ganze. Egal ob ein organisierter sexueller Übergriff wie geschehen zu Silvester in Köln oder Hamburg, das Hirngespinst eines Verhaltenskodex für Frauen zu Karneval oder ganz allgemein in Hinblick auf Inhalte, die sich unter Hashtags wie #stillnotaskingforit und #ausnahmslos subsummieren lassen. Du trägst einen kurzen Rock? Dann musst du als Frau scheinbar damit rechnen, dass manche Kerle ihre gute Kinderstube vergessen könnten. Zumindest in bestimmten Situationen und unter gewissen Voraussetzungen. Man ist weniger sorglos, wenn man abends mit der Freundin feiern geht. Das Glas hat man immer Blick.
In meinen Augen ist dies ein unfreies Verhalten. Frauen neigen dazu, ihre Sexualität weniger offen zu leben, weil sie fürchten ausgenutzt werden zu können. Dabei sollten Frauen genauso ungezwungen mit Sex und sexueller Selbstbestimmung umgehen dürfen wie Männer. Ich weiß, dieser Wunsch geht ein wenig an der Realität vorbei. Warum als Frau keine kurzen Röcke tragen und das Dekolleté mit tief ausgeschnittenen Oberteilen in Szene setzen? Einfach weil wir Lust dazu haben, wir uns so gefallen. Und nicht, weil wir auf der Suche nach „anerkennenden“ Blicken oder gar Gesten sind. Schön gekleidet eine Horde von Betrunkenen durchqueren ohne auch nur ein anzügliches Wort zu hören? Ein Abend im Club ohne Catcalling? Wäre das nicht herzerfrischend? Sich – sofern man dies möchte – seine eigene Weiblichkeit schaffen. Wenn diese beinhaltet, offensiv und selbstbewusst mit der eigenen Sexualität umzugehen, würde ich das sehr begrüßen. Ich habe Lust auf Sex, doch kenne ihn kaum. Ich gefalle ihm und er spricht mich an. Warum ihn nicht mit nach Hause nehmen, wenn er mir ebenso gefällt? Ich möchte mit Freundinnen tanzen gehen und beim Hip Hop möglichst eng umschlungen seine Hüften spüren? Warum es nicht einfach tun, ohne darüber nachzudenken, ob man damit vielleicht zu weit geht? Man sollte tun und lassen, was einem gefällt. Weiblichkeit ist etwas Wunderschönes, sexuelle Freiheit ein hohes Gut. Wir sollten uns das stärker bewusst machen. Darüber hinaus gibt es Grenzen, die jeder Mann zu respektieren hat. Alles andere ist meine Entscheidung, die Entscheidung der Frau. Es geschieht nur wenn ich es will. Passend zum Hashtag #nurwennicheswill gibt es eine Kampagne, die ich mit diesem Text unterstützen möchte. Es geht darum, Frauen in ihrer sexuellen Selbstbestimmung zu supporten, Tabus auszuräumen und aufzuklären. Diese Inhalte sind mir persönlich sehr wichtig, weshalb ich mich freue, zukünftig und wiederkehrend meine Gedanken zu diesem Themenkomplex mit euch zu teilen.
* Dieser Beitrag wird von Cohn & Wolfe im Rahmen einer Kampagne für die Pille Danach unterstützt.
Preach! <3
Und wunderschöne Bilder zu so einem großartigen Text. Danke!
Danke! :D Bildcredit wie immer Benjamin Pohle von Benjamin Pohle Photography. War mir nicht so sicher, ob er die Bilder dieses Mal auch mag. Haha! Danke in jedem Fall! <3
„Weiblichkeit ist etwas Wunderschönes, sexuelle Freiheit ein hohes Gut.“ Seit 40 Jahren denke ich immer wieder: JETZT ist das Schwerste geschafft, JETZT ändert sich alles – inzwischen ist mir klar: Der Kampf geht immer weiter. Danke für diesen Artikel, Mia!
Ich danke dir von Herzen! :)
Und was hältst Du von dem Film Suffragette?
Meinst Du das erreicht die jungen Frauen. Wir brauchen wieder etwas mehr SPUNK.
Wer macht denn nur Deine schönen Bilder?
Finds cool #nurwennicheswill
Claudia
Hey there! Den Film habe ich noch nicht gesehen, werde ich in jedem Fall nachholen. Spunk musste ich gleich mal googeln. Spirit und determination, vulgäre Ausdruckform für Samen? Liege ich damit richtig. Ich möchte gerne unterrichtet werden. :)
Meine schönen Bilder macht Benjamin von Benjamin Pohle Photography. Hier geht es zu seiner Website! Er freut sich bestimmt über das Kompliment!
Liebe Grüße!
Mia
Toller Artikel! Sehr gut gesagt und ich bin voll und ganz deiner Meinung. Ich fühle mich plötzlich nicht mehr so wohl wie noch vor Silvester, wenn ich mit Kleid/Rock durch Berlin laufe! Ist doch verrückt und ärgert mich selbst! Und wer ist schuld daran? Nicht etwa das Geschehen in Köln selbst, sondern das, was danach kam… das Victim Blaming! Ist doch krank!
Auf mich hatten die Ereignisse an Silvester persönlich keinen Eindruck. Ich gehe nachts zum Beispiel manchmal alleine spazieren, auch wenn man das mitunter vielleicht nicht sollte. Es hat sich auch nichts geändert. Ausgenommen in der Leipziger Innenstadt. Ich kann nicht leugnen, dass dort am Wochenende gewisse Gruppen an Männern tendenziell etwas mehr Catcalling betreiben als andere. Ich versuche aber, unberührt davon weiter das zu leben, was mir Spaß macht. Ich wünsche mir für dich, dass du dich in Kleid und Rock genauso wohl fühlst wie zu vor.
Liebe Grüße an dich!
Mia <3
Ich persönlich habe keine Problem damit am Wochenende nachts allein loszuziehen. Ich mache das seit ich 18 bin, das sind mittlerweile knapp 9 Jahre. Ich habe es auch schon selbst erlebt, wie es ist, wenn dir einer was ins Getränk kippt und du dann am nächsten Morgen irgendwo aufwachst und keine Ahnung hast was passierte. Das wünsche ich niemanden.
Ich weiß wie es ist, gegen meinen Willen angemacht und angefasst zu werden. Und wie beschissen sich die Einsicht einfühlt, dass ein „Ich bin vergeben.“ als Abfuhr mehr Gewicht hat, als ein „Ich möchte das nicht.“
Und trotzdem, ich gehe weiterhin alleine aus. Ich will mir mein Vergnügen nicht von ein paar selbsternannten Halbgöttern mit Bierfahne ruinieren lassen. Wahrscheinlich ist das Trotz.
Ich habe mich von dem Wunsch verabschiedet, dass ich in einem sexy Outfit irgendwo stehen kann und sich nicht alle Männer denken „Die hat den Fummel nur an, weil die mit MIR nach Hause will!“
Mit der Zeit wurde aber auch ich abgebrühter. Früher war ich noch das süßliche Mädchen, dass zu einem „Nein.“ noch nett gelächelt hat und sich dann aus dem Staub machte.
Heute gibt es eine harsche Verwarnung, wenn ich dann ein „Wieso zickst du jetzt so rum?“ als Antwort erhalte, dann ist mit mir nicht mehr gut Kirschen essen und ich habe keine Angst davor so jemanden die Stirn zu bieten.
Ich sehe mich eigentlich nicht in der Pflicht, den Typen das beizubringen, was ihre Eltern hätten tun sollen. Ich sehe mich aber sehr wohl in der Pflicht, ihm eine ordentliche Abfuhr zu erteilen und wenn er dann „nur“ bei meiner Nachfolgerin einen Gang zurück schaltet und ein „Nein“ akzeptiert, dann bin ich schon glücklich.
Liebe Stephanie,
es tut mir sehr leid, dass dir irgendein Vollidiot etwas ins Glas gekippt hat. Das ist wirklich das Allerletzte, ich könnte k*tzen wenn ich das lese. Ich habe mich davor bisher immer schützen können, weil andere bessere Augen hatten als ich und mich gewarnt haben. Meine Schwester hat es jedoch bereits 2x erlebt, war zum Glück aber in Begleitung von Freundinnen. Ich stimme dir vollkommen darin zu, dass ein deutliches und harsches Nein in den meisten Situationen der richtige Weg ist. Manche Männer (vor allem in betrunkenem Zustand) würden ein Lächeln wohl nur missinterpretieren. Ich will aber auch nicht alle über einen Kamm scheren, denn Fakt ist, dass die meisten Kerle Respekt zeigen. Die Idioten da draußen wissen um ihre unmögliche Haltung. Erziehen sollten wir sie nicht, aber Grenzen aufzeigen ist in meinen Augen wichtig. Selbstbewusst und deutlich, so wie auch du es machst. Ich habe alle Achtung vor dir, dass du dich trotz negativer Erfahrungen nicht erschränken lässt. Es gibt vermutlich nur wenige Frauen wie dich. Wir sollten uns eine Scheibe von dir abschneiden. <3
Liebe Grüße
Mia
Danke für diesen Artikel. Ein ganz ganz wichtiges Thema, bei dem ich voll und ganz deiner Meinung bin. Gerade gestern musste ich mich wieder sehr aufregen, also in der Presse berichtet wurde, die jungen Frauen im Kieler Einkaufszentrum wurden nicht angefaßt. Ja und?! Eine Belästigung kann auch absolut widerlich sein, ohne angefaßt zu werden. Punkt…. Aus!!!
[…] Alabastermädchen glänzt mit einem neuen Beitrag. Mia hat einen wahnsinnigen tollen text über Victim Blaming und Sexual Empowerment geschrieben, der mich sehr angesprochen hat, weil einiges davon sicher einigen von uns schon […]
Ich bin nunmehr 56 Jahre alt geworden habe selber 2 Tõchter und muss sagen das es immer schlimmer wird. Letztes Mal wie ich noch mal weg war kommt bei uns alten Säcken auch vor? saß ein Mädchen das nicht viel älter war als meine Tochter Morgens vor der Diskothek auf einer Bank und war total neben sich . Der armen hatten sie was in Ihr Getränk gekippt. Darauf hin habe ich ein Taxifahrer den ich gut kenne gebeten Sie nach Hause zu fahren. Er wollte nicht mal Geld dafür. Wir müssen viel mehr auf solche Sachen achten .und wer bei solch einer Tat erwischt wir’s dem sollte die geballte Macht des Staates zu Teil werden.