Nur wenn ich es will? Will ich es überhaupt?
„Nur wenn ich es will“. Der Name dieser Kampagne steht für die Selbstbestimmtheit als Frau in der Sexualität, im Leben und in der Liebe. Worüber ich in letzter Zeit jedoch nachgedacht habe, ist die tatsächliche Bedeutung dieser Worte. Wie spürt man, was man eigentlich will und was einem gut tut. Was ist, wenn man sich plötzlich in einer Situation befindet und diese zu wollen glaubt, sie einem jedoch nicht unbedingt gut tut. Ich rede hier nicht von offensichtlich schadhaften Situationen, sondern von den Grauzonen, die sich durch unser Liebes- und Beziehungsleben ziehen. Wie viele von uns stecken in einer überwiegend oder phasenweise ungesunden Beziehung oder Freundschaft? Oder anders gefragt. Wie viele von uns bemerken überhaupt, dass sie sich in so einer Situation befinden?
Es gibt Tage, an denen wir an bestimmten Dingen festhalten weil wir sie unbedingt wollen. Zumindest glauben wir das. Wir möchten diese eine Freundschaft erhalten, wir wollen unsere langjährige Partnerschaft schützen, wir wollen die neue Liebe weiter durch eine rosarote Brille sehen. Und es gibt die Tage, die uns mit Zweifel erfüllen. Bin ich noch glücklich? Tut mir das gut? Ist das, was ich will die richtige Entscheidung für mich? Wie finde ich heraus, was ich möchte und mir gut tut?
Ich war schon mehrmals in meinem Leben an einem Punkt, wo ich mit Menschen gebrochen habe. Und das hat eine ganze Zeit gebraucht, weil ich immer dachte, dass ich es tatsächlich noch möchte. Ein Beispiel betrifft eine langjährige Freundin. Über viele Jahre habe ich gedanklich daran festgehalten, dass wir noch dieselben Mädels sind. Wir dieselben Interessen oder Zukunftsziele teilen. Ich war nicht imstande, mich auf die Gegenwart einzulassen. Ganz im Gegenteil – ich verweilte in gemeinsamen Erinnerungen. Ein bisschen wie in Watte gepackt habe ich nicht erkannt, wie sich unsere Beziehung verändert hatte. Sie tat mir irgendwann auch nicht mehr gut, da sie missgünstig und unzufrieden war und mich dies auch spüren lies. Dann verändert sich der eigene Standpunkt und will plötzlich etwas anderes als vorher. Einem wird klar, dass man manchmal in erster Linie an sich denken muss.
Gleiches gilt auch für die Männerwelt. Ich halte ganz allgemein zu lange an Beziehungen oder Gefühlen fest. Ich glaube, es tun zu müssen. So viel Energie wurde bereits investiert, warum das also wegwerfen? Und ehrlich – ich bin damit auch schon ordentlich auf die Schnauze gefallen. Ich bin tatsächlich irre schlecht darin, mich zu trennen. Eben weil ich es nicht will, etwas anderes möchte und das eigentlich nicht unbedingt das Richtige ist. Manchmal sieht man den Wald vor lauter Bäumen einfach nicht.
Einer Freundin von mir geht es zurzeit ähnlich. Sie ist seit einigen Jahren mit einem Mann involviert, doch ich habe nicht das Gefühl, dass er sie tatsächlich respektiert. In unserer heutigen Generation ist die Nicht-Beziehung oft ein ganz normaler Zustand. Man ist zusammen, ohne lästiges Label und ohne Verpflichtungen. Und wenn eine Liason dann hauptsächlich auf Sex aufbaut, frage ich mich, ob beide dasselbe wollen. Er trifft sich eigentlich nur dann mit ihr, wenn er Sex möchte. Seine Freunde hat sie nie kennengelernt. Sie will ihn und es so unbedingt, weil er mal heiß, mal kalt auf sie reagiert.
Da frage ich mich, sollte sie nicht besser aufhören, so jemanden zu begehren? Häufig stellt sie alles in Frage und egal wie oft Freunde versuchen, sie eines Besseren zu belehren – sie hält die meiste Zeit an ihrem Wunsch fest. Dabei tut er ihr sichtlich nicht gut. Sie könnte es einfach beenden, wenn sie nur wollte. Doch sie tut sich schwer. Eigentlich weiß sie, was sie will. Einen Mann, der sie gut behandelt, der aufrichtig ist und sie wertschätzt. Sie ist eine starke und schöne Frau mit konkreten Plänen für die Zukunft. Auf ihrem Weg hat sich allerdings ein bisschen die Orientierung verloren.
Wie finde ich heraus, was ich will?
Wie findet man jetzt heraus, was man will und was nicht? Und wie schafft man es, danach zu handeln? Das ist nämlich die Krux an der ganzen Sache. Selbst wenn man irgendwann einen klaren Kopf hat, bedeutet das nicht, dass man wie von einer Maschine gesteuert das Richtige tut. Sonst würden wir uns weder in schlechten Beziehungen befinden, noch an falschen Freunden festhalten. Ich glaube, der erste Schritt ist Ehrlichkeit. Was will ich wirklich, was ist mir wichtig? Was fehlt mir? Kann ich damit leben, dass meine Erwartungshaltung stellenweise immer wieder ins Leere läuft? Wenn ja, welche Konsequenzen sollte ich ziehen?
Der zweite Schritt ist in meinen Augen, mutig zu sein. Man kann etwas wollen, es dann aber auch zu kommunizieren, schafft nicht jeder. Das erfordert schlichtweg eine gehörige Portion Mut. Beides sind unangenehme Gefühle. Man muss ehrlich zu sich selbst sein und Veränderungen zulassen wollen, sowie über seinen Schatten springen. Das kann nicht jeder, manchmal braucht es nur Zeit, manchmal einen kräftigen Schubs. Ich gestehe, dass ich meistens beides brauche. Unglaublich viel Zeit um herauszufinden, was ich tatsächlich möchte. Noch mehr Zeit, um Konsequenzen zu ziehen und Schritte in eine neue Richtung zu ergreifen. Manche Menschen mögen es eher bequem, lieben das sichere Plätzchen und ich gehöre stellenweise dazu.
Dabei ist „Nur wenn ich es will“ genau der richtige Ansatz. Was möchte ich wirklich und was nicht? Möchte ich eine Freundin haben, sie schlecht über mich redet und auf die ich nicht zählen kann? Möchte ich ewig lange in einer ungesunden Beziehung verweilen, weil sie phasenweise doch glücklich macht? Will ich einen Mann lieben, der mich nur für Sex will? Die Antwort sollte jeder für sich treffen. In Freundschaften, der Liebe und Sex ist Selbstbestimmtheit ein Schlüssel. „Nur wenn ich es will“ bedeutet für mich auch, nur wenn es mir gut tut. Lebe ich nach diesem Credo oder sollte ich einige Dinge verändern und damit stärker werden? Wenn ja, dann gehe ich diesen Weg. Die Mühe lohnt sich!
* Mit freundlicher Unterstützung von Cohn&Wolfe für die Kampagne „Nur wenn ich es will“.
Ich tue mich sehr schwer damit, zu wissen, was ich will. Das liegt einfach daran, dass es in der Zeit, in der ich aufgewachsen bin, nicht im Vordergrund stand, seinen eigenen Bedürfnissen Gehör zu schenken. Ein Mädchen sollte brav sein, gut in der Schule sein etc. Heute denke ich dann oft, das kann ich nicht machen, das wäre egoisitisch etc. aber im Prinzip ist es mein Leben und da muss ich nur machen, was ich auch will….theoretisch …
Ich kann dir total gut nachfühlen. Ich war beispielsweise immer auf Krawall gebürstet und habe verneint, Dinge zu wollen, die ich eigentlich wollte. Also das Gegenteil. Führt sich auch nicht zum Ziel, sondern eher zu einem Berg an emotionalen Konflikten. In der Theorie ist alles so einfach. :(
Meistens weiß ich eigentlich ziemlich gut, was ich will. Mein Problem ist, dass ich mein Leben gerne in gewohnten Bahnen habe und Veränderungen überhaupt nicht mag. Daher bleibe ich dann lieber in eine unschönen Situation, einfach um nicht mein Leben umkrempeln zu müssen.
Manchmal ist man echt schwierig. :D
Deine Bilder sind wie immer wunderschön.
Awwwrr, wie lieb von dir. Ja, den Fall kenne ich von anderen. Aber du hast es ja bereits selbst gesagt: Wer bleibt freiwillig in einer unschönen Situation? Wer fühlt sich wohl damit? Niemand. Viele Menschen scheuen Veränderungen, das ist total normal. Und auch einer der Gründe, warum ich in Trennung z.B. echt schlecht bin, haha.
Liebst,
Mia