Mama, das Glioblastom hast Du nicht verdient.

Nach 22 Monaten ist meiner Mutter im Juli an einem Hirntumor verstorben. Sie war eine großartige Frau, die ihre letzten Lebensjahre mit einer schlimmen Krankheit zubringen musste. Krebs ist immer eine Grenzerfahrung und für sie, als auch meinen Vater war das Glioblastom wahrscheinlich die schlimmste Bürde ihres Lebens. Ich achte beide sehr dafür, dass sie nicht nur im Leben, sondern auch im Sterben zueinander standen. Der folgende Artikel ist eine kleine Widmung an meine Mutter, ein Gefühlsabriss und Ausdruck der Bewunderung.
Was ich an meiner Mutter immer besonders geschätzt habe, war ihre Energie. Sie war wie „unzerstörbar“, oft unantastbar und eine große Kämpferin. Egal wie erschöpft, es ging immer weiter. Sie machte einfach. 3 Kinder, Job und Haushalt, zahlreiche Interessen wie ihr großer Garten, ihre Patchwork-Liebe, Freunde, Familie, jedwede Verpflichtung. Sie hatte immer alles im Griff. Ging irgendetwas schief oder dachte man, die Welt gehe unter, kam von ihr oft nur ein „was ist daran jetzt so schlimm?“.
Bis zum Schluss hat sie sich nicht anmerken lassen wollen, wie schlecht es ihr manchmal ging. Von der Chemotherapie sichtbar gezeichnet, schwach und körperlich eingeschränkt entgegnete sie auf jede Frage zu ihrem Wohlbefinden immer nur ein „gut“. Es gehe ihr gut und es könnte ihr ja auch schlechter gehen. Irgendwann konnte sie nicht mehr stehen, nicht mehr gehen, keine Treppe steigen, keine Tasse halten oder den Mund öffnen. Trotzdem hatte sie in Momenten größter körperlicher Schwäche eine mentale Stärke, die ihresgleichen sucht. Aufgeben wollte sie nie. Der Krankheit die Stirn bieten.
Nicht einfach, wenn man an einem Glioblastom erkrankt. Ein Hirntumor, der besonders aggressiv ist und keine lange Lebensdauer mit sich bringt. Wenige Monate, manchmal ein Jahr. Sie hat den Tumor 22 Monate überlebt, galt damit als Langzeitüberlebende. Zum Ende hin ging es schnell, seit Januar dieses Jahres war die Verschlechterung immer stärker spürbar.
22 Monate ein anderes Leben
Irgendwann kam der Anruf meines Vaters, dass er glaube es könne zu Ende gehen. Das war an einem Freitag Nachmittag. Sie sei irgendwie verändert. Freitag Abend hatte sie einen Schlaganfall, war danach gelähmt, konnte nicht mehr sprechen oder trinken. Gehört hat sie, die Augen geöffnet auch. Zumindest so halb, die Iris war schon ganz eingetrübt. Samstag waren meine Schwester und ich zuhause. Die erste Nachwache hielt ich. Die zweite Nachtwache meine Schwester und mein Vater. Montag Morgen war sie bereits verstorben. Es war kein schönes Sterben, sondern ein schreckliches. Es war das Schrecklichste, was ich je in meinem Leben gesehen habe.
Diese grausame Krankheit verdient niemand und sie hat sie erst Recht nicht verdient. Dafür hat sie in ihrem Leben zu viel für andere getan. Sie war eine von den Guten und hätte ohne diesen Krebs sicher ein betagtes Alter erreicht. Davon war sie selbst immer am meisten überzeugt. Über 90, umgeben von vielen Enkeln und Ur-Enkeln. Zuhause im Sommer im eigenen Garten die Pfingstrosen gepflegt oder auf Reisen mit meinem Vater. Sylt, Baden-Baden oder endlich England. Seit Jahren wollte die die englischen Gärten besuchen. Schon als Kind hatte sie mir erzählt, wie gerne sie Buckingham Palace besuchen würde. Dazu ist sie leider nicht mehr gekommen.
In Erinnerung an eine starke Frau
Sie hat ihr Leben geliebt. Sie hing so sehr am Leben, das es einen einfach nur schmerzt. Wenn die besten Menschen grausam aus dem Leben scheiden, entbehrt das jeder Sinnhaftigkeit.
Liebe Mia, tut mir so leid für Dich!
Zufällig fand ich Deine Seite. War auf der Suche, weil meine Mama so schlimm krank ist. Glioblastom, linke Schläfenlappen…. Gedächtnis, Sprache, Erinnerung fast alles weg, dazu ständige epileptische Anfälle… 3 Monate Krankenhaus, Radiochemo…. seit 4 Tage zu Hause.
Es ist so schlimm zu sehen wie Sie leidet.. Unfassbar, so eine schreckliche Krankheit, die kein Mensch der Welt verdient.
Das Schlimmste ist für mich, dass Sie es nicht mal weiß, dass Sie sterbenskrank ist.
Liebe Grüße, Claudia