Urlaub in Rayol Canadel
In diesem Moment verharre ich auf einer Sonnenliege und schaue auf den Horizont. Die große Hotelterrasse ist umringt von Palmen, eingebettet in die groben Felswände der Küste. Es ist kurz vor zwölf Uhr am Mittag und die Sonne brennt auf meiner Haut. Kaum vorstellbar, dass das Wetter wenige hundert Kilometer weiter nördlich bereits den Herbst eingeläutet hat.
Mein Blick geht durch die Stäbe eines anthrazitfarben lackierten, etwas älteren Metallgeländers im neoklassizistischen Stil. Aufgrund des Sonnenstands wirft es einen harten Schlagschatten, der beinah bis an meine Füße reicht. Den Weg hinab über eine Steintreppe, erreicht man eine halbrunde Bucht mit hoteleigenem Privatstrand. Ein breiter Streifen von Lichtreflektionen legt sich auf das Wasser nah zur Küste und die Wellen schieben sich bei leichtem Wind über den feinen Sand der Bucht. Der Strand ist trotz der frühen Stunde von Hotelgästen bevölkert. Die meisten sind schon etwas älter, dickbäuchig oder weißhaarig. Im Wasser kann man einige Damen entdecken, deren Badekappen an die vergangene Pracht der Côte d‘Azur erinnern. Pastellrosa und Mintgrün, gerüscht und mit Blumenapplikationen aus Gummi versehen, scheinen diese Modelle bereits einige Jahre auf dem Buckel zu haben. Die goldenen Jahrzehnte der Küstenregion kenne ich aufgrund meines Alters nur durch Bücher, Filme oder pseudohistorische Dokumentationen auf sogenannten Nachrichtenkanälen. Trotzdem empfinde ich Sympathie.
Wer denkt bei Hitchcocks „Über den Dächern von Nizza“ nicht an die Jahre des Wirtschaftswunders, an das Klischee vom überaus lebenswerten Südfrankreich und eine irrsinnig schöne Grace Kelly? Wenn man die derzeitige Wirtschaftslage und Sparpolitik Frankreichs außen vor lässt, ist es geradezu charmant, dass in Städten wie St. Tropez oder Nizza ein wenig der Lack ab ist. Heruntergekommene Gebäude, alte Reklameschilder und Cafés mit originalem Mobiliar. Dazwischen reiht sich freilich immer wieder Neues, doch die besondere Stimmung dieser vergangenen, glamourösen Zeit ist den Geschäften und Hotels mit langjähriger Tradition konserviert. Die Häuserfassaden sind schmutzig, die Farbe blättert derweil von den Fensterläden und dennoch kann man sich der Atmosphäre nicht entziehen. In einem Hotel mit typisch französischem Charme – das L’Hôtel du Bailli de Suffren – mache ich gerade Urlaub. Ich war zuerst verwundert, warum man auch in der Nachsaison kaum ein freies Zimmer ergattern kann und auch der Preis nicht angepasst wird. Jetzt, hier angekommen, kann ich es verstehen. Es ist wunderschön und erfüllt meine Vorstellungen von einem Urlaub in Südfrankreich bis ins kleinste Detail. Solltet ihr euren nächsten Urlaub an der Côte d’Azur verbringen wollen, so kann ich euch diesen einen Platz unter der Sonne empfehlen. Schöne Urlaubsgrüße aus…
[…] Abschluss meines Studiums warten musste. Ich genoss den Sommer, fuhr in den Urlaub nach Spanien und Südfrankreich und konnte mich endlich mehr mit mir selbst beschäftigen. Ich besuchte Festivals, Konzerte, […]