Nicht-hormonelle Verhütungsmethoden (I)
Nach meinem Artikel Risiko Antibabypille gibt es nun das versprochene Follow-Up. Viele von euch haben in den zahlreichen Kommentaren deutlich gemacht, dass sie gerne etwas zu alternativen bzw. nicht-hormonellen Verhütungsmethoden lesen möchten. Euer Wunsch ist mir allzu gern Befehl. Der erste Artikel der mehrteiligen Reihe widmet sich einer nicht-hormonellen Verhütung via Barrieremethode. Ich hoffe, dass für die ein oder andere nach dem ersten Teil vielleicht eine neue Art der Verhütung interessant wird.
Seit ich Anfang Juli die Pille abgesetzt habe, kommt mein Zyklus absolut regelmäßig. Es ist ein 27-Tage-Zyklus, der entgegen der öffentlichen Meinung statistisch häufiger ist, als der angeblich ideale 28-Tage-Zyklus. Ich nutze die App LoveCycles, um eine Zykluslänge und persönliche Befindlichkeiten zu dokumentieren. Durch die App weiß ich genau, wann ich meinen Eisprung habe. Natürlich verlasse ich mich nicht nur auf bloßes Ausrechnen, sondern höre verstärkt auf meinen Körper. Das klingt jetzt etwas ungewöhnlich für manche von euch, doch kann ich meinen ES spüren. Ich spreche nicht von Ziehen im Unterleib oder einer leichten Blutung, sondern von einem nicht näher bestimmbaren Wissen um diesen Zustand. Ich verhüte also in Abhängigkeit zu meinem Zyklus. Am Zyklusbeginn und gegen Ende verzichte ich auf Kondome. Für die verbleibende, fruchtbare Phase nutze ich Kondome der Marke Durex. Ich plane auf NFP umzusteigen, worüber ich im weiteren Verlauf der Serie berichten werden.
1. Verschiedene Kondome
Es gibt zahlreiche Kondommarken neben Durex, wie Billy Boy, Fairsquared, Good Clean Love, Fromms und andere. Gummi ist dabei nicht gleich Gummi, das gilt für alle Geschlechter. Vor Kurzem habe ich mit zwei Männern über dieses Thema diskutiert, die tatsächlich der Auffassung waren, dass man als Frau keinen Unterschied spüre. Als Mann müsse man „den Druck auf der Leitung“ ertragen, während es für uns Mädels „ja sowieso egal sei“. Liebe Männer, wir sind nicht aus Plastik, natürlich spüren wir einen Unterschied! Es gibt Kondome für jeden Anlass, in jeder Form, Farbe, Duft- und Geschmacksrichtung.
Kondome aus Latex, oft auch als Naturkautschuklatex bezeichnet, bieten bei korrekter Anwendung einen nahezu 100%igen Schutz vor Geschlechtskrankheiten und besitzen bei korrekter Anwendung, Passform und Lagerung einen Pearl-Index von 0,6. Die Anwendung ist unkompliziert und muss nicht unbedingt als störend oder umständlich empfunden werden. Probiert man sich durch verschiedene Modelle, wird man schnell Unterschiede feststellen. Männer bevorzugen oftmals dünnwandige Kondome, da sie gefühlsecht sind. Etwas festere Kondome haben den Vorteil, dass sie den Orgasmus hinauszögern können bzw. die Erektionsdauer verlängern. Alle Kondome – ob mit Noppen, Geschmack oder besonders viel Gleitmittel – haben ihre Vorzüge. Wer gerne ein möglichst neutrales Präservativ nutzen möchte, kann Kondome ohne Gleitgel der Marke Fair Squared verwenden. Diese können dann nach Wunsch durch ein bestimmtes Gleitgel individuell ergänzt werden, was mögliche Unverträglichkeiten ausschließt. Spezielle Kondome für Analsex gibt es meines Wissens nicht, doch werden Präservative mit einer höheren Wandstärke (0,1mm) produziert, die besonderen Belastungen standhalten sollen. Eine Auswahl findet ihr hier.
Latexfreie Kondome sind für viele aufgrund von Allergien eine wichtige Alternative. Diese Präservative bestehen aus Polyurethan oder Polyisopren. Der Vorteil von Kondomen aus Polyurethan ist, dass sie ähnlich gut schützen wie Latexkondome. Sie besitzen jedoch keinen unangenehmen Geruch und können nicht durch Öl perforiert werden. Hinzu kommt, dass sie die Wärme besser leiten und daher als gefühlsecht wahrgenommen werden. Das Material verhält sich nicht so passgenau wie bei Latexkondomen, weshalb man zu Gleitgel greifen sollte, falls man als Frau nicht feucht genug wird. Kondome aus PUR sind z.B. Billy Boy Ultra Sensitive, Blausiegel Sensitive oder RFSU Naked. Alternativ kann man auch Kondome aus Polyisopren verwenden. Kondome aus synthetisch hergestelltem Naturkautschuk schützen vergleichbar gut wie Latexkondome und sind dehnbarer als Kondome aus Polyurethan. Sie dürfen wie Naturkautschuklatex nur mit Gleitmittel auf Wasser- und Silikonbasis angewendet werden. Entsprechende Produkte aus Polyisopren sind z.B. Durex Latex frei, Durex Natural Feeling oder Manix Skyn.
Pearl-Index: 2 – 12
2. Das Kondom für die Frau
Das Femidom oder Female Condom, ein Kondom für die Frau, gilt ebenfalls als eine nicht-hormonelle Verhütungsalternative. Das Verhütungsmittel schützt bei richtiger Anwendung wie das Kondom vor einer Schwangerschaft und sexuell übertragbaren Krankheiten. Erste Ausführungen bestanden aus Polyurethan, neuere Produkte werden aus synthetischem Naturkautschuk gefertigt. Daher ist die Anwendung bei einer Latexallergie empfohlen. Der Kunststoffschlauch wird mit etwas Gleitgel eingeführt und legt sich von innen um die Vagina. Auf einer Seite befindet sich ein geschlossenes Ende, das ähnlich wie bei einem Pessar den Muttermund bedeckt. Das äußere Ende ragt aus der Vagina heraus und wird über die großen Schamlippen gezogen, sodass es durch die Penetration beim Sex nicht nach innen wandert. Der Vorteil beim Femidom/Female Condom ist, dass es bis zu zehn Stunden vor dem Geschlechtsverkehr eingesetzt werden kann und so nicht als unliebsame Unterbrechung empfunden werden muss. Nachteilig ist, dass das Kondom für die Frau nicht im freien Handel erworben werden kann. Auch ist es geringfügig teurer als das klassische Präservativ und zu Beginn etwas schwieriger in der Anwendung.* Während man in den westlichen Ländern nur selten zu dieser Verhütungsmethode greift, ist es in Ländern mit einer hohen Rate an HIV-Erkrankungen sehr viel bekannter. Das Female Condom ist die einzige Verhütungsmethode für Frauen, die es erlaubt sich aktiv vor sexuell übertragbaren Krankheiten wie HIV zu schützen. Sicherheit, Selbstbestimmung und spontaner Sex sprechen für diese Art der Verhütung. Männer empfinden den Sex mit Frauenkondom als sehr angenehm, da ihr bestes Stück nicht eingeengt wird. Gleitgel ist Pflicht! Bestellen könnt ihr hier und hier.
*Leider ist das Kondom für die Frau im deutschsprachigem Raum eher unbekannt bzw. kaum bis gar nicht vermarktet. Das verlinkte Video bewirbt das Femidom noch aus PUR gefertigt. Das Video visualisiert dennoch gut, wie man das Kondom für die Frau anwendet. Der konkurrierende Hersteller Pasante bietet das vergleichbare Female Condom zu einem deutlich günstigeren Preis an.
Pearl-Index: 5 – 25 (deutlich von korrekter Anwendung abhängig)
3. Das Diaphragma oder Pessar
Das Diaphragma oder Pessar steht für eine Verhütungsmethode, die eigenständig angewendet werden kann. Zuvor sollte man sich von seinem Gynäkologen beraten lassen, da für das Pessar die korrekte Größe den Muttermund betreffend festgelegt werden muss. Es gibt verschiedene Ausführungen (60mm-90mm Durchmesser) und die ideale Passform ist Voraussetzung für eine sichere Verhütung. Diaphragmata sind weiche, halbschalenförmige Membrane aus Latex oder Silikon. Die Kappe enthält einen eingearbeiteten Metallfederring, der sich beim Einsetzen um den Muttermund legt. Das Diaphragma verhindert ein Eindringen der Spermien. Direkt vor dem Sex (maximal 2 Stunden zuvor!) wird das Pessar in Kombination mit einem Spermizid eingeführt. Das Einsetzen sollte geübt werden. Neuere Modelle mit ovaler Form erleichtern diesen Part. Nach dem Geschlechtsverkehr sollte man 8 bis maximal 24 Stunden warten, bevor man die Verhütungskappe wieder entfernt. Nach dieser Zeit ist sicher, dass auch alle Spermien durch das Spermizid abgetötet wurden. Ein Diaphragma hält bei guter Pflege bis zu 2 Jahren und kostet etwa 50 Euro. Es handelt sich also um eine recht günstige nicht-hormonelle Verhütungsmethode. Vergleichbar damit sind Portiokappen, wie die FemCap und das LEA Contraceptivum. Portiokappen klemmen jedoch nicht auf dem Muttermund, sondern bleiben durch leichten Unterdruck haften. All diese Methoden schützen nicht vor der Übertragung von Geschlechtskrankheiten.
Pearl-Index:
Diaphragma: 1-20 (abhängig von korrekter Anwendung und Verhütungsgel). Portiokappe allgemein: 6 /FemCap 5-15 / LEA Contraceptivum: 2-3
Im zweiten Teil der Reihe wird es um intrauterine Pessare bzw. um intrauterine Verhütungsmittel gehen. Die Spirale zählt zum Teil zu den Barrieremethoden, doch da einige Fragen und Unsicherheiten bezüglich der GyneFix bzw. Kupferkette in den Kommentaren geäußert wurden, werde ich diese Verhütungsmethode gesondert vorstellen.
Welche Erfahrung habt ihr mit der Barriere-Verhütung im Allgemeinen gemacht und welche Art der Verhütung bevorzugt ihr dabei? Habt ihr schon einmal vom Kondom für die Frau gehört?
Super, dass Du auf das Thema noch näher eingehst. Für mich ist die Pille nach einigen Jahren ohne und längerem drüber meditieren was sie bei mir alles so angestellt hat und wie extrem sie in diverse körperliche Prozesse eingreift ja so ein wenig „Staatsfeind Nr. 1“ deshalb freut es mich immer besonders, wenn Alternativen angesprochen werden. ^^
(Nichts gegen all jene denen sie irgendwie hilft, es gibt halt leider auch so viele wo sie sehr negative Folgen hat und viele lange nicht mit Pille in Zusammenhang gesetzte Leidenswege, wo es ohne dann einen extremen Gewinn an Lebensqualität gab, dass ich das mittlerweile einfach sehr sehr skeptisch bin.)
Ich nur sagen, dass die Verbindung aus NFP und Dia letztlich perfekt ist – also Basaltemperatur konsistent messen, diverse andere Symptome beachten, alles in Zusammenhang setzen (ich führe meine Kurven über mynfp.de statt auf Papier, finde ich praktischer) und somit wissen ob/wann man fruchtbar ist oder nicht und wenn nötig halt Dia anwenden – was weitaus leichter ist als man anfänglich denkt.
Bin gespannt auf den zweiten Teil und auf die Erfahrungsberichte der Leser/innen! Grüße, Marleen
Sehr spannende Serie. Ich freu mich auf die weiteren Teile. :D
Ich habe schon einmal vom Femidom oder Frauenkondom gehört, konnte mir aber nie so wirklich etwas darunter vorstellen. Die Vorstellung ist irgendwie befremdlich, was aber sicher daran liegt dass es einfach nicht so bekannt oder gewöhnlich ist. Kondome nutze ich immer, wenn ich jemanden neu kennenlerne. Mein jetziger Freund und ich haben beide auch kein Problem damit, mit Kondomen zu verhüten. Ich nehme zwar die Pille (will sie noch nicht absetzen), das schützt aber natürlich nicht vor sexuell übertragbaren Krankheiten. Von daher gur, dass du kokret darauf eingehst. <3
Schönes Wochenende dir! Kati
Ich finde es auch super, dass du über das Thema aufklärst. Ich habe vor anderthalb Jahren die Pille abgesetzt und fühle mich jetzt auch so viel besser ohne, irgendwie mehr „Frau“. Ich interessiere mich demnach auch sehr für alternative Verhütungsmethoden. Leider konnte mich keiner der Frauenärzte bei denen ich bisher war gut beraten. Es ist immer noch leider so, dass fast jeder Frauenarzt auf die Pille schwört. Meine letzte Frauenärztin wollte mir sogar einschärfen, dass ich nur mit Kondomen ja auf jeden Fall schwanger werden würde. Was für ein Quatsch! Ich bin gespannt auf deine weiteren Beiträge!
Danke, Mia! Freue mich auf die weiteren Teile dieser Serie! Sie kommt gerade wie gerufen! :-)
[…] Zeit sind verschiedene Artikel geplant, die für etwas Abwechslung sorgen sollen. Neben einem weiteren Teil zu den non-hormonellen Verhütungenmethoden und den Nagellacktrends der 80er, würde ich gerne wieder mehr über Ernährung und Health bloggen. […]
Super, dass du eine kleine Serie über alternative Verhütungsmethoden anfängst!
Mein Freund und ich verhüten seit Beginn unserer Beziehung ausschließlich mit Kondomen. Wir konnten uns schnell auf eine Marke/Sorte einigen, die wir beide gut finden (Rossmann Preventivo sensitive). Die sind echt super und günstig. Und für mich das beste: sie riechen kaum. Den kondomtypischen Geruch mag ich nämlich gar nicht. In vier Jahren Beziehung ist uns nie ein Kondom geplatzt bzw. gerissen.
In Zukunft möchte ich mich gern eingehend mit NFP beschäftigen, da es natürlich schön wäre, auch mal auf Kondome verzichten zu können.
Eine hormonelle Verhütung kommt für mich nicht in Frage und ich kann mir auch nicht vorstellen, mir einen Fremdkörper (Spirale, Kupferkette o.ä.) einsetzten zu lassen.
[…] meinem letzten Beitrag, der sich der non-hormonellen Verhütung via Barrieremethode gewidmet hat, wurde diese Fortsetzung bereits geteastert. Der zweite Teil befasst sich mit der […]
[…] erschreckt mich offen gestanden. Ich habe lange recherchiert und nach verschiedenen Artikeln über Verhütungsmethoden und hormonfreie Verhütung soll nun ein Artikel über die „Pille danach“ als Notfallverhütung […]