Let’s Talk About Sex
Man liest häufig, dass Frauen erst in ihren Dreißigern richtig guten Sex haben. Begründet wird das damit, dass man selbstsicherer ist und weiß, was einem gefällt. Und beim Sex klar kommuniziert, auf was man steht. So zumindest die Theorie. Doch müssen wir erst fünfunddreißig oder älter werden, um herausragenden Sex zu haben? Erst vor Kurzem habe ich mich auf einer Veranstaltung mit zwei Frauen – ein wenig angetrunken – über Sex ausgetauscht. Die eine Dame war freischaffende Journalistin und hatte einen jüngeren Lover. Ihre Freundin nahm ebenfalls kein Blatt vor den Mund. Quintessenz war, dass der Sex von Jahr zu Jahr besser werde. Und der Sex mit fünfzig so viel besser sei als mit dreißig. Was für Aussichten! Was aber, wenn ich nicht erst in zwanzig Jahren den Sex meines Lebens haben möchte? Was überhaupt ist notwendig, um guten Sex zu haben? Wenn ich eines gelernt habe, ist es dass man über seine Wünsche und Bedürfnisse sprechen muss. Je konkreter und ungehemmter, desto besser. Dazu muss man natürlich erst einmal wissen, was einen anmacht. Das kann mit jedem Partner anders sein, sich anders anfühlen. Vorlieben können sich ändern, Sexfantasien plötzlich ganz andere sein. Wenn man sie kennt, sollte man sie nicht für sich behalten.
Stellt euch vor, ihr habt gerade Sex mit einem Mann oder einer Frau und wünscht euch, dass der Kopf tiefer wandert und zwischen euren Schenkeln verschwindet. Dazu kommt es jedoch nicht. Der Sex ist toll, aber so richtig satt seid ihr nicht. Ein bisschen wie Fast Food, das im ersten Moment Lust auf mehr macht und dann doch nicht schmeckt. Etwas Unzufriedenheit bleibt. Würde man nun während des Sex‘ einfach zeigen, flüstern oder stöhnen was man sich wünscht – was für Möglichkeiten eröffnen sich damit plötzlich. Warum das ungenutzt lassen? Wer sagt, dass Frauen zurückhaltend agieren müssen? Für guten Sex braucht es mindestens zwei Personen, sowie einen offenen Austausch, ein bisschen Mut und Selbstsicherheit. Wenn ich Lust auf Sex habe, dann spreche ich das unverhohlen aus. Ich brauche nicht immer die große Romantik oder ein stundenlanges Vorspiel. Ich sage meist unvermittelt, was ich will und kröne meine Aufforderung mit einem Lächeln. Mein Wunsch wird mir im besten Fall umgehend erfüllt. Es fühlt sich an, als würde man sich selbst ein Geschenk machen. Egoismus und Sex vertragen sich hervorragend, wenn beide Partner einander zu gleichen Teilen deutlich machen können, was sie in bestimmten Momenten brauchen.
Sex ist kein komplexes Spiel. Er basiert in meinen Augen auf sehr einfachen Regeln. Manchmal ist die Anziehung stärker, manchmal schwächer. Manchmal muss man etwas mehr Zeit und Mühe investieren, um auf einer Wellenlänge zu sein. Manchmal flowt es nie, weil man einfach zu verschieden oder verkopft ist. Es geht weder um den perfekten Körper, noch darum jedes Mal Höchstleistungen abzuliefern. Es gibt kaum Gründe, seine Vorlieben nicht Kund zu tun. Ob beim Sex, danach oder zu einem passenden Zeitpunkt. Schon Salt ’n‘ Pepa wussten, worauf es ankommt: „Let’s talk about sex, baby, let’s talk about you and me. Let’s talk about all the good things and the bad things that may be.“ Was wünscht man sich, worauf kann man getrost verzichten? Man sollte keine Scheu haben, sich seinem Sexpartner zu öffnen. Auch dann nicht, wenn man sich erst kürzere Zeit kennt. Weil ich es will, sage ich was mir gefällt. Und nur wenn ich es will, nehme ich Rücksicht auf Wünsche und Bedürfnisse des anderen. Dann hat man möglicherweise auch schon vor seinem fünfzigsten Geburtstag so richtig guten Sex.
* Dieser Beitrag wird von Cohn & Wolfe im Rahmen einer Kampagne für die Pille Danach unterstützt.
Interessanter Text, aber was hat das mit der Pille Danach zu tun?
Hab dazu gerade auf einem bekannten Onlinemagazin einen Artikel gelesen. Die Diskussion um die frei verfügbare Pille danach hat immernoch viel damit zu tun, wie Frauen (und Männer) mit Sex bzw. dem Sex der Frau (kann man ja garnicht so richtig abspalten haha…) umgehen. Das Selbstverständnis einiger Frauen heutzutage ist (Gott sei Dank) ein anderes als noch „vor kurzem“ und die Pille danach ist auch rein die Entscheidung der Frau. So in etwa seh ich den Zusammenhang.
Viele Frauen haben ordentlich Nachholbedarf, was sexuelle Selbstbestimmung anbelangt. Die „Pille danach“ ist – wie viele andere Aspekte auch – Teil dieser sexuellen Freiheit, die ich offen thematisieren will. Diesen Themenkomplex beschreibe ich anhand verschiedener Artikel und versuche durch unterschiedliche Standpunkte ein wenig am Tabu Sex, Verhütung und sexuelle Freiheit für die Frau zu rütteln.
Ich verlinke dir gerne auch weitere Artikel. Schau doch mal hier, hier und hier.
Du sagst es: Egoismus und Sex sind gute Partner…. . Ich bin 38 und muss sagen, dass ich erst mutiger werden musste als in meinen 20’s. In dem Sinne, was ich will und auch mal sofort, aber auch in dem Sinne NEIN zu sagen. Nein zu, jetzt nicht…. bin ja keine Maschine. Die Frauen mit Kindern, wissen genau, was ich meine. ; ). Reden darüber ist immer gut. Gerne danach oder davor. Währenddessen muss mann/ frau es etwas sensibler aussprechen oder zumindest genau wissen, was man sagen kann – ohne zu verletzen oder die Stimmung zu kippen. Geschmäcker der Partner spielen auch eine große Rolle. Manche Menschen passen sexuell einfach nicht zusammen. Das musste ich euch erfahren. Da kann man noch soviel reden…. Liebe Grüße MImi
Liebe Mimi,
danke für deinen Kommentar! <3 Ich finde es sehr gut, dass du entschieden nein sagst. Es stimmt, dass beides akzeptiert werden muss. Wunsch und Ablehnung. Vorbehaltlos. :) Zum Flow beim Sex: absolut. Manchmal funktioniert es einfach nicht und dann sollte man sich eingestehen, dass es kaum Sinn macht weiter Energie in das Ganze zu investieren. Zumindest ist das mein Standpunkt, da ich dahingehend entsprechende Erfahrungen gemacht habe. Für andere muss das natürlich nicht gelten.
Liebe Grüße
Mia
Ich finde den Artikel schön geschrieben. Beim Lesen dachte ich aber auch: Wie schön, dass Frauen mit 50 immernoch (guten) Sex haben. Oft fängt es ja da fast schon an (oder war bei unseren Eltern so), dass das Thema ab da kein Thema mehr war. Zumindest für die Frau, die beispielsweise für eine „Jüngere“ verlassen wurde. Und letztens habe ich ein BIld der Oma meiner Mutter in den 50ern gesehen (ich meine ihr Alter) und die Gute sah durch Kleidung, Style und Hautpflege (?) mal aus wie MItte 70jährige heute….
Heutzutage scheint es ja auch viel mehr Frauen mit jüngeren Männern zu geben. Ist ja auch sicher der Unabhängigkeit der Frau von einem Ernährer geschuldet. Und wahrscheinlich ist es auch nicht wahr, dass Männer nur die unter 30jährigen wahrnehmen und was es da noch für Gerüchte gibt.
(…)
Sex ist in jedem Fall etwas, an das sich junge Frauen (gerade heutzutage) vermutlich langsam herantasten sollten und ich finde auch, wie du, dass man eine Menge Selbst-BEWUSST-sein braucht, um wahrzunehmen, was man braucht und was einem gefällt. Und dazu gehört natürlich auch eine gute Portion Egoismus.
Egoismus ist sowieso (in Maßen) eine ganz tolle Sache. Früher dachte ich immer, das sei der Teufel…. ;), aber es ist schlicht notwendig, damit man sich selber gut fühlen kann und für andere wirklich da sein kann.
Ohhh danke für deine lieben Worte! Ich glaube auch, dass 50 heute nicht mehr wie damals wahrgenommen wird. Wenn man bedenkt, vor 30 Jahren galt man mit 30 auch als „alt“, was heutzutage (oh, ich bin ja schon 31) glaube ich nicht mehr in selber Form der Fall ist. Zumindest nicht was den Fortschritt betreffend Kinder und Co. anbelangt. Ich denke, man sollte sich an Sex wirklich langsam herantasten. Da hast du vollkommen Recht. So mit 15-17 Jahren hat man sicher noch nicht das nötige Selbstbewusstsein. Doch in den Zwanzigern…warum nicht? Egoismus ist in meinen Augen nur dann etwas Schlechtes, wenn man anderen damit schadet. :)
Liebe Grüße
Mia
„Und wahrscheinlich ist es auch nicht wahr, dass Männer nur die unter 30jährigen wahrnehmen und was es da noch für Gerüchte gibt.“
Wer kommt auf sowas? :-D
Ach, Männer nehmen sicher alle Frauen wahr. Wir Frauen glauben immer nur, dass wir ein Verfallsdatum haben. Zumindest wird uns das immer suggeriert. Und wir wollen möglichst perfekt sein, verkrampfen und dann…tja, toller Sex geht anders. Je älter wir sind, desto weniger kratzt uns das „öffentliche Bild“ und wir werden freier…so meine These. :D
Beste Grüße!