Autumn Blues
Der milde und sonnige Herbst hat sich bereits vor Wochen verabschiedet und der letzte Rest Sommer ist schon lange den deutlichen Vorboten des Winters gewichen. Die Tage werden noch immer länger und Sonnenstunden sind rar gesät. Vieles wirkt auf mich wie aus einem Guss in ein kaltes und unbehagliches Graublau getaucht. Es ist jetzt kurz vor neun Uhr am Vormittag und ich bin gerade erst aufgestanden. Normalerweise stehe ich morgens früh auf, bin aktiv und sprühe geradezu vor Energie. Kein Scherz – manche finden das sogar anstrengend. Den ganzen Tag Hummeln im Hintern haben und am späten Abend überrascht merken, wie k.o. man ist? Das entspricht meinem eigentlichen Naturell. Momentan sind meine Lebensgeister allerdings abwesend. Der Grund dafür ist mit bekannt. Es gibt Jahre, da machen mir die Herbst- und Wintermonate nichts aus. Und es gibt Zeiten, da drücken sie mir ordentlich aufs Gemüt. Ich bin schwermütig, melancholisch und fliehe gedanklich – auch in der Nacht – zurück in die heißen Sommermonate.
Ich sitze auf meinem Fahrrad, das Wetter ist spätsommerlich sonnig. Obwohl es November ist, trage ich Jeansshorts und ein Tanktop. Ich bin barfuß und friere kein bisschen. Die warme Sonne auf der Haut, der angenehm milde Gegenwind. Wir drehen eine Runde um den menschenleeren Cossi und ich bin verblüfft, wie grün und schön die Bäume im November aussehen. „Wie sehr ich das vermisst habe“ und „wie gern ich bei schönem Wetter mit dem Fahhrad unterwegs bin“, denke ich. Dann merke ich, dass es ein Traum ist und wache auf. Der Blick nach Draußen führt mir nochmals vor Augen, dass Sonne und grüne Baumkronen gemeine Hirngespinste waren.
Träume wie diese habe ich 3-4 Mal im Monat. Ich sehne mich nach der Sonne. Die Lichter und Kerzen der Vorweihnachtszeit helfen derzeit ein bisschen gegen die Unzufriedenheit, doch spätestens im Januar wird mich die Schwermut zu Gänze eingeholt haben. Vielen geht es so und bei manchen reicht die Antriebslosigkeit und traurige Stimmung bis in die Depression. Soweit bin ich nicht und war es zum Glück bisher auch nicht. Ich kann mir allerdings vorstellen wie es ist, wenn einen diese schlechten Gefühle durch den Tag begleiten und man sich irgendwann selbst nicht mehr erkennt.
Diesen Zustand verstehen manche als Krankheit, ich halte ihn für natürlich und menschlich. Ich spreche von der Lichtmangel-Depression, auch als saisonal abhängige Depression (SAD) oder Herbst-Winter-Depression bezeichnet. Meist wird die Störung auf einen veränderten Serotonin-Melatonin-Stoffwechsel zurückgeführt. Typische Anzeichen sind ein höheres Schlafbedürfnis, Antriebslosigkeit, Ängstlichkeit oder die Lust auf Süßes verbunden mit einer Gewichtszunahme. Ängstlichkeit und Heißhunger habe ich nicht, den Rest kann ich für mich bestätigen. Ich esse nicht mehr als sonst und habe trotzdem etwas zugenommen, was in meinen Augen auf einen veränderten oder langsameren Metabolismus hindeutet.
Was hilft nun gegen diese Stimmung, gegen dieses belastende Tief? Erst gestern hat mir ein Leidensgenosse zu Tageslichtlampen geraten, denn diese wären sehr hilfreich. Hat jemand von euch Erfahrungen damit? Am Montag hat außerdem mein Trainingsplan für einen Halbmarathon im April begonnen. Drei Einheiten Ausdauersport pro Woche zwingen mich zu Aktivität und sorgen für mehr Bewegung. Diese hat im November und bisherigen Dezember oft gefehlt. Motivation zum Sport gleich Null. Der kalte Ostwind der letzten Wochen war nichts für mich. Ich habe es 3-4 Mal versucht, doch trotz Thermo-Unterwäsche war es gefühlt wie in der Kältekammer. Urks! Ich werde nur noch an sonnigen Tagen draußen Laufen, für den Rest habe ich mein Laufband. Neben dem Sport (ich muss und will!), gehe ich häufiger in die Sauna. Heißes Wasser, Dampf, schwer und müde fühlen und dann schlafen? „Treat yourself“ ist auf jeden Fall meine Art, gegen den Autumn Blues anzugehen. Überhaupt versuche ich mir nicht groß anmerken zu lassen, dass mich die Jahreszeit betrübt. Manchmal vergisst man seine Laune dann für eine kurze Zeit, ist abgelenkt und fühlt sich gut. Neues sehen und Neues erleben, sind ebenfalls effektive Stimmungsaufheller. Dazu zählt bei mir eine Reise auf die Blumeninsel Madeira im Januar. Dort hat es im Winter um die 20 Grad, ist deutlich länger hell und wesentlich grüner. Schnee gibt es nur in den Bergen und bis auf etwas Regen hoffe ich dort auf „den ewigen Frühling“, für den Madeira bekannt ist.
Outfit: Beanie von Adidas via Asos. Nike Legend MEZZO Pants. Zu finden hier oder hier. T-Shirt Second Hand, Nike Free’s (alt) via Defshop.
Slow down. Calm down. Don’t worry. Don’t hurry. Enjoy the sun.
Kennt ihr das Stimmungstief im Herbst und Winter? Was hilft euch dagegen?
Ich kenne dieses Stimmungstief im Herbst und Winter nur zu gut. Im Gegensatz zu dir, habe ich das auch jedes Jahr. Bei einem milden Winter geht’s gerade noch, aber sonst habe ich auch sehr mit Müdigkeit und Antriebslosigkeit zu kämpfen. Ich helfe mir dann mit vielen Vitaminen und Spaziergängen um die Mittagszeit am Wochenende. Urlaub ist auch eine super Idee. Ich gehe im Januar zum Skifahren, das macht auch super Laune!
LG!
Was einen so richtig in Schwung bringt, kann ich zwar nicht sagen, aber ich kann die passende Musik für Herbst (und Winter) empfehlen.
(nein, ich bin weder Mitglied dieser Gruppen, noch kriege ich Geld für die Empfehlungen, sondern habe lediglich die Herbst-CD im Schrank, und die Winter-Musik hochaufgelöst auf dem Rechner, gibt’s allerdings auch in „CD brennen-Qualität“, da wohl die wenigsten HD-Musik abspielen können):
Herbst:
Christian Meyers Quintet – East Autumn:
Klassischer Jazz, ohne Gesang. Macht gute Laune :-)
Winter:
Hoff Ensemble – Quiet Winter Night
Sehr detailreiche, feine und ruhige jazzähnliche Musik,
für die schönen Stunden am Abend!
Und wer sich etwas afrikanische Sonne und Sonnenuntergänge in die Wohnung holen will, dem sei dies hier empfohlen:
Hugh Masakela – Hope
Super tolle Bilder! Eine gute Kooperation!
Dieses Stimmungstief und das damit verbundene körperliche Tief kenne ich nur alzu gut. Man möchte die ganze Zeit nur schlafen. Auf jeden Fall sollte man den Sport nicht vernachlässigen und da geht es so wie dir momentan, dass ich nur an sonnigen (UND trockenen) Tagen wirklich Joggen gehen will und dies war in den letzten Wochen vielleicht 2 Mal der Fall, obwohl ich auch ein regelmäßige Joggerin bin.
Worauf ich umgestiegen bin sind HIITs, also High Intervall Intensity Trainings für zuhause. Da bekommst du ne Menge Videos bei Youtube zu. Ist sehr anstrengend und man muss auch nicht sehr viel Zeit aufwenden.
Momentan höre ich sehr gern Salsamusik im Hintergrund, das erhöht die Laune und man möchte ab und mal mal mitschwingen :)
Madeira im Januar hatte ich erst Anfang dieses Jahres gehabt. :) Direkt nach Silvester für eine Woche: traumhaft! Es war ne Mischung aus warmen Frühlings- und nassem Herbstwetter dort. Deswegen auf jeden Fall auch warme Sachen einpacken und feste Schuhe, denn Wandern ist auf der Insel ein Muss! Ich schwärme immer noch von der schönen Landschaft! Wünsche dir viel Spaß dort und viel Erfolg beim Krafttanken :)